Judo - der sanfte Weg:
Judo sieht nicht immer sanft aus! Das Prinzip „Siegen durch Nachgeben“ hat asiatischen Ursprung und beruht auf dem Gedanken durch elastisches Verhalten, aufkommende starre Gewalt zu besiegen. Angriffs- und Verteidigungstechniken im Stand und Boden sowie Würfe und Haltegriffe stehen bei der Ausübung im Mittelpunkt.
Man versucht die Kraft und Bewegung des Gegners auszunutzen, um ihn zu Boden zubringen. Das gelingt natürlich nicht immer, denn der Gegner denkt genauso. Aus dieser Situation heraus entwickeln sich sehr schnell Kontertechniken, die insbesondere in Wettkampfsituationen Anwendung finden. Eine geschickt und sauber ausgeführte Technik macht es möglich, dass ein Judoka der leichter oder schwächer ist als sein Partner, diesen ohne große Probleme zu Boden bringt.
Zwei philosophische Grundprinzipien liegen dem Judo im Wesentlichen zugrunde:
- Der bestmögliche Einsatz von Körper und Geist - das technische Prinzip "Sei ryoku zen yo".
- Das gegenseitige Helfen und Verstehen zum beiderseitigen Fortschritt und Wohlergehen - das moralische Prinzip "Ji ta kyo ei".
Der Deutsche Judo-Bund hat insgesamt 10 Werte herausgestellt, die durch Judo in besonderer Weise vermittelt werden können:
hier gibt es die Judowerte zum Download ...
Höflichkeit: Behandle deine Trainingspartner und Wettkampfgegner wie Freunde. Zeige deinen Respekt gegenüber jedem Judo-Übenden durch eine ordentliche Verbeugung. |
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Hilfsbereitschaft: Hilf deinem Partner, die Techniken korrekt zu erlernen. Sei ein guter Uke. Unterstütze als HöherGraduierter/Trainingsälterer die Anfänger. Hilf den Neuen, sich in der Gruppe zurecht zu finden. |
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Ehrlichkeit: Kämpfe fair, ohne unsportliche Handlungen und ohne Hintergedanken. |
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Ernsthaftigkeit: Sei bei allen Übungen und im Wettkampf konzentriert und voll bei der Sache. Entwickle eine positive Trainingseinstellung und übe fleißig. |
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Respekt: Begegne deinem Lehrer/deiner Lehrerin und den Trainingsälteren zuvorkommend. Erkenne die Leistungen derjenigen an, die schon vor Deiner Zeit Judo betrieben haben. |
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Bescheidenheit: Spiele dich selbst nicht in den Vordergrund. Sprich über deinen Erfolg nicht mit Übertreibung. Orientiere dich an den Besseren und nicht an denen, deren Leistungsstand du bereits erreicht hast. |
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Wertschätzung: Erkenne die Leistung jedes Anderen an, wenn dieser sich nach seinen Möglichkeiten ernsthaft anstrengt. |
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Mut: Nimm im Randori und Wettkampf dein Herz in die Hand. Gib dich niemals auf, auch nicht bei einer drohenden Niederlage oder bei einem scheinbar übermächtigen Gegner. |
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Selbstbeherrschung: Achte auf Pünktlichkeit und Disziplin bei Training und Wettkampf. Verliere auf der Matte nie die Beherrschung, auch nicht bei Situationen, die du als unfair empfindest. |
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Freundschaft: Achte all diese Werte und alle Menschen. Dann wirst du beim Judo unweigerlich Freunde finden. |
Jigoro Kano unterteilte Judo in 2 Prinzipien:
"Sei ryoku zen yo" - das technische Prinzip:
Das technische Prinzip bezieht sich auf den Satz „Siegen durch Nachgeben“. Judo ist somit nicht Ausnutzung der körperlichen (physischen) Kraft, sondern Ausnutzung der Bewegung des Gegners und des eigenen Schwungs. Der Einsatz des eigenen Gewichts und die Ausnutzungen von Schwachpunkten des Gegners macht somit siegen möglich.
"Ji ta kyo ei" - das moralische Prinzip:
Das moralische Prinzip betrachtet den Gesichtspunkt „Gegenseitiges Unterstützen und Verstehen“. Judo ist nicht nur eine Kampfsportart. Es steht mehr als der „Zweikampf“ oder das „Kräfte messen“ dahinter. Judo bedeutet auch „Verantwortung für den Partner“ !!! An erster Stelle steht die „Unversehrtheit des Partners“.
Weitere wichtige Faktoren sind „Disziplin und Respekt“ auf der Matte. Jeder Schüler soll seinem Lehrer zuhören und sich beim eigenen Durchführen der Übungsinhalte konzentrieren. Bei seinen Partner soll jeder Judoka Rücksicht auf Alter, Geschlecht, körperliche und technische Entwicklung nehmen.
Jigorō Kanō (1860–1938) wuchs in diesem Japan der extremen Veränderungen auf. Er lernte Jiu Jitsu an verschiedenen Schulen wie der Tenshinshinyo-Ryu und der Kito-Ryu. 1882 gründete Kanō Jigorō seine eigene Schule, den Kodokan („Ort zum Studium des Wegs“) in der Nähe des Eisho-Tempels im Stadtteil Shitaya in Tokio. Er nannte seine Kunst Judo, da das Kanji (Schriftzeichen) Ju sowohl „sanft“ als auch „Nachgeben“ bedeuten kann und das Zeichen Do ebenfalls mit „Grundsatz“ und nicht nur mit „Weg“ übersetzt werden kann.
Sein System bestand neben Wurftechniken (Nage Waza) aus Bodentechniken (Ne Waza) sowie Schlag-, Tritt- und Stoßtechniken (Atemi Waza), die er dem System der Kito-Ryu und der Tenshinshinyo-Ryu entnommen hatte. Dies waren traditionelle Jiu-Jitsu-Schulen, bei denen Kanō mittlerweile das Menkyo-Kaiden (die universelle Lehrerlaubnis und Meisterwürde) innehatte. Es war sogar eine kleine Sparte Waffentechnik (z. B. mit Schwert und Stöcken) im Curriculum vorhanden. Kanō selektierte zwar einige Techniken aus, welche dem von ihm gefundenen obersten Prinzip „möglichst wirksamer Gebrauch von geistiger und körperlicher Energie“ widersprachen. Dass er dabei aber alle „bösen“ Techniken entfernt hätte, welche geeignet sind, einen Menschen ernsthaft zu verletzen oder zu töten, ist ein weitverbreiteter Irrtum.
Im Jahre 1886 konnten Schüler Kanos einen regulären Kampf zwischen der Kodokan-Schule und der traditionellen Jiu Jitsu-Schule Ryoi-Shinto Ryu für sich entscheiden. Es wird behauptet, Kano habe das Judo durchaus als ernstzunehmende Selbstverteidigungskunst inklusive Schlägen und Fußtritten konzipiert, ohne die ein Sieg über Ryoi-Shinto Ryu nicht möglich gewesen wäre. Aufgrund dieses Erfolgs verbreitete sich Judo in Japan rasch und wurde bald bei der Polizei und der Armee eingeführt. 1911 wurde Judo an allen Mittelschulen Pflichtfach.